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Neues Deutschland S. 10 Freitag 25. Juni 1999

 

Wäscht die CIA die UCK weiß?

Erich Schmidt-Eenboom

Der Chef des Weilheimer Instituts für Konflikforschung, Autor von Büchern über CIA und BND, hat sich international durch Enthüllungen über Balkan-Geheim-operationen als Experte ausgewiesen.

* Die UCK etabliert sich in Kosovo als Ordungsmacht. Zugleich nahm die CIA unaufgefordert Drogenhandels-Vorwürfe von der Kosovo-Befreiungsarmee ...

Wenn der US-Drogengeheimdienst DEA dementiert hätte, würde ich dem Gewicht beimessen. Sicherheitsbehörden in Nord- und Mitteleuropa sagen anderes. Der norwegische und der schwedische Sicherheitsdienst schätzten 1998, daß der Heroinschmuggel nach Skandinavien zu 80 Prozent in den Händen ethnischer Albaner liegt. Der Chef der schwedischen Drogenbekämpfung meinte, daß die Gewinne von hunderten Millionen Kronen in den >>Kosovo-Befreiungskampf<< gehen. Lausanner Anti-Drogen-Experten sagen, in der Schweiz werden 90 Prozent des Heroins von albanischen Gangstern umgeschlagen. Umgekehrt gelangen Waffen auf den Balkan. Im Januar nahm man in Mailand einen 35jährigen Mafia-Boß aus Pristina fest. Beim Abhören erfuhr man, daß er für die UCK Kalaschnikows und Panzerfäuste in Rumänien, Bulgarien und Albanien erwerben ließ.

* In Deutschland weiß man nichts von solchen Aktivitäten?

Oh doch! Das Bundeskriminalamt hat im Bericht über die Organisierte Kriminalität '97 festgestellt, daß die UCK sich aus Verbrechen finanziert. Die alte Kooperation zwischen Albanien und der italienischen Mafia ist wahrlich allen Experten bekannt. Albanien war stets Rückzugs- und Ruheraum, wenn der Fahndungsdruck in Italien zu groß wurde.

* Um so erstaunlicher die CIA-Ahnungslosigkeit, denn der Dienst ist doch bestens mit der Mafia vertraut.

Seitdem die Amerikaner 1944 in Sizilien gelandet sind, besteht das Bündnis. Mit Folgen für das politische System Italiens bis in de späten 80er. Wenn man der UCK Sicherheitsfunktionen zubilligt, wird in Kosovo Ähnliches erreicht. So wie in Afghanistan, in Teilen der Türkei und in Syrien, wo der staatliche Apparat die Hand über den Drogenhandel hält.

* Aber versucht man nicht, die UCK zumindest zu entwaffnen?

Was mißlingen muß. Die schweren Waffen sind in Nordalbanien, die Kalaschnikows versteckt in den Bergen. Die US-Truppen werden lediglich ausländische Söldner aus dem Lande weisen.

* So wie in Bosnien?

Richtig. Damals mußte Izetbegovic 350 Berater, vor allem aus Iran, entlassen. Bei der UCK schätzt man rund 1000 islamistische Söldner, die dann wieder nach Algerien, Sudan, Indonesien oder nach Zentralasien abwandern, um denselben Herren für denselben Terror zu dienen. Davor hat der israelische Mossad ausdrücklich gewarnt.

Ich sehe aber noch eine andere Gefahr. Bislang kann UCK-Chef Thaqi seine rivalisierenden Gruppen ruhig halten.

Grund: Die halbe Versicherung der US-Außenministerin Albright, Kosovo werde unabhängig. In dem Augenblick, wo Rußland und andere G8-Staaten, die keine Kosovo-Selbständigkeit anstreben, den Anschluß an Albanien politisch verhindern, werden UCK-Leute ihre Waffen wieder einsetzen. Gegen die Implementierungstruppen, die nun Besatzungsmacht wären. Läßt man jedoch ein unabhängiges Kosovo und damit Großalbanien zu, werden sich dessen - so ermutigte - Herrscher nicht damit bescheiden. Dann ist Mazedonien bedroht und ein neuer Waffengang kaum zu verhindern.

Fragen: Rene Heilig

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