Rede am 23.8.2003 um 17.10 Uhr auf der Hanfparade –
Alternativbühne.
Staatliche Grenzen therapeutischer Arbeit.
Ich werde meine persönlichen Erfahrungen im allgemeinen Zusammenhang verdeutlichen.
Der Begriff Drogen leitet sich ab von „getrocknet“ und meinte jede Art von
„getrockneter“ Substanz; die pharmakologisch wirksam ist. Die Wirkung ist dosisabhängig. So ist die
Pflanze Fingerhut hochgiftig, in schwacher Dosierung jedoch ein Medikament bei Herzmuskelschwäche.
Heute versteht man unter Drogen Substanzen, die psychoaktive Wirkungen haben. Auch hier ist die Wirkung dosisabhängig. Drogen sind weder
gut noch schlecht.
Das Individuum, mehr noch die Gesellschaft, bestimmt durch ihre
Wertsetzung, wie Gesetze oder die öffentlichen Medien sowie durch die Art des Gebrauchs die Akzeptanz oder
Ablehnung von Drogen.
Im Kapitalismus wird alles zur Ware, auch die Drogen. Ihr Verkauf dient dem
Profit. Der Drogenmarkt wird in einen legalen und einen illegalen Markt unterteilt. Auch Cannabis
unterliegt dem illegalen Markt. Dieser ist hochprofitabel. Milliarden Gewinne entstehen praktisch aus dem
Nichts. Der Umsatz illegaler Drogen macht cirka 8 % des Welthandels aus.
Das Individuum tritt hier als Konsument auf, der Drogen als Genussmittel bis hin
zur Abhängigkeit konsumiert.
Drogen haben auch therapeutische Eigenschaften, wie Thc gegen Spastik bei
Multipler Sklerose. Codein als Husten- und Schmerzmittel. Die meisten Opiate haben antidepressive Potenz, sie
wirken auch angstlösend.
Das Primat staatlicher Illegalisierung verhindert eine sachliche Herangehensweise und
eine sachgerechte Benützung.
Die Bevormundung und Kriminalisierung der Konsumenten erstreckt sich auch auf den
Therapeuten. So wird nicht nur der Einsatz von Thc oder Opiaten in der Medizin erschwert. Auch die Therapie
der Sucht, insbesondere bei Polytoxikomanie, also Mehrfachabhängigkeit, wird reglementiert und
kriminalisiert.
Illegalisierung der Substanz heißt in der Konsequenz Illegalisierung der Therapie.
Warum?
Weil eben genau diese Illegalität die Voraussetzung der hohen Gewinne ist. Wo die
Konsumenten wegbrechen durch erfolgreiche Therapie, da entsteht ein Rückgang des Gewinns der Drogenhändler.
Diese verteidigen hier nichts anderes als ihre Marktinteressen.
Wer sind diese Drogenhändler?
Hinter der Drogenmafia verbergen sich zu cirka 70% staatliche Geheimdienste
wie der CIA, Mossad aber auch der BND und andere. Also Auslandsgeheimdienste, die subversive
terroristische Aktionen in fremden Staaten ausführen, die sie aus dem Profit der Drogengeschäfte
finanzieren.
Nun
zu den Möglichkeiten ärztlicher Therapie im drogenkapitalistischen Staat.
Therapie macht sich fest am Begriff der Krankheit, dieser beinhaltet die
Behandlungs-notwendigkeit und den Behandlungswunsch. Sucht ist ein bei einem Konsumenten eintretender
Kontrollverlust, dieser ist substanzunabhängig.
Sucht allein löst noch keinen Behandlungswunsch aus. Es bedarf eines Leidensdruckes.
Dieser Leidensdruck ist abhängig von der Art und Menge des Stoffes sowie von der gesellschaftlichen
Bestimmung der konkreten Drogen. So ist ein Therapiewunsch von Nikotin- oder Thc - Konsumenten äußerst
selten.
Der Leidensdruck bei Heroin- Kokain- und Tablettenkonsumenten ist erheblich größer,
nicht zuletzt durch den Preis der Drogen, aber auch durch die Risiken der Illegalität sowie der
Intensität der Wirkung, also der seelischen und körperlichen Abhängigkeit.
Warum
ist gerade hier die staatlich repressive Einwirkung am stärksten?
Weil bei der Therapie illegaler Drogen das Illegalitätsprinzip berührt wird. Die
Intervention des Staates geschieht nicht zu Gunsten der Therapie der Süchtigen. Ziel dieser Intervention
ist nichts anderes als die Aufrechterhaltung der Illegalität, also des optimalen Profits.
Dass eine Therapie der Opiatsucht überhaupt entstehen konnte, ist geschichtlich gesehen
der Angst vor der Ausbreitung von HIV zu verdanken.
Das bis dahin geltende Abstinenzprinzip, also das Gebot der völligen Enthaltsamkeit von
Drogen, wurde durch die Gabe eines pharmakologischen Stoffes, Substitution genannt, aufgehoben. In der
Konsequenz nichts anderes als die Ablösung der illegalen Konsumform durch eine jetzt legalisierte
Konsumform. Die Auswahl des Substitutionsmittels war Methadon. Dieser Stoff gab der Therapie den Namen:
„Methadonprogramm“. Es wurde mit Methadon ein Opiat gewählt; welches als wenig euphorisierend galt.
Dieses Programm degradierte den Heroinsüchtigen zu einem Methadonschlucker, dessen therapeutische Qualität
im kategorischen Imperativ bestand: „Du darfst außer Methadon keine anderen Drogen zu dir nehmen.“
In dieser gesellschaftlichen Realität der Jahre 1995, ’96, und ’97 hatte ich zunehmend immer mehr Patienten, die polytoxikoman, also mehrfachabhängig, waren. Ich entwickelte für diese aktuelle Form der Sucht ein neues Therapiekonzept. Damit konnte ich den gesundheitlichen, oft katastrophalen, Zustand der Abhängigen umgehend bessern. Einen großen Teil von ihnen führte ich in ein drogenfreies Leben, d.h. kein Heroin, kein Kokain, keine Benzodiazepine mehr.
Die Therapie der Sucht ist nur möglich im Sinne freier Selbstbestimmung des Einzelnen.
Grundvoraussetzung jeder Freiheit ist die, über den eigenen Körper zu bestimmen. Dieser
ist sowohl die Basis der individuellen Existenz, als auch eine Quelle der Lust und des Genusses. Diese
Selbstbestimmung des Einzelnen beinhaltet selbstverständlich auch die Freiheit zu Drogen ja, aber auch nein
zu sagen.
In diesem Sinne ist Therapie eine Hilfe für Menschen, welche mit Drogen nicht
mehr klar kommen.
Ende der 90ger Jahre suchten viele Opiat- und Tablettenabhängige diese Hilfe bei mir.
Die von mir entwickelte „Akzeptierende Sozialtherapie“ war dermaßen
erfolgreich, dass sogenannte „maßgebliche Stellen“ beschlossen, hier polizeilich zu intervenieren. Dazu
durchsuchten sie meine Praxis. Die Absurdität ihrer Begründung dafür lässt an den Irak-Krieg denken. Dort
wurde die Existenz von Massenvernichtungswaffen vorgegaukelt, hier das Märchen vom Abrechnungsbetrug.
Mit diesem sogenannten „Anfangsverdacht“ drangen sie 1997 in meine Praxis ein. Meine
Patienten mussten nächtliche Vernehmungen über sich ergehen lassen. Letztendlich wurde der Vorwurf des Abrechnungsbetrugs
eingestellt, weil es auf den ja nicht ankäme.
Im Sommer 2001 inszenierte das Amtsgericht Tiergarten stattdessen eine
Gerichtsverhandlung, in welcher mir Körperverletzung vorgeworfen wurde, gemeint war damit, dass ich Schuld
wäre an der Sucht der Süchtigen. Die Verhandlung entlarvte diese Anklage als absurden Unfug.
Als sich der Erfolg meiner Therapie nicht mehr bestreiten ließ, beantragte die
Staatsanwaltschaft Freispruch von dem Vorwurf der Körperverletzung. Zugleich verstieg sie sich in ihrem
Schlusswort zu der Behauptung: „Wenn schon nicht Körperverletzung, dann ist Conzelmann halt am Schwarzmarkt
schuld.“ Ein solcher Vorwurf war jedoch weder in der Anklageschrift erwähnt, noch im Verfahren erörtert.
Das Gericht demonstrierte sein Verständnis von Rechtsstaatlichkeit und
verurteilte mich zu 6 Monaten Gefängnis. Einzige Substanz dieses Urteils war diese frei erfundene
Unterstellung im Schlusswort der Staatsanwaltschaft.
Dass der Einfluss der drogenkapitalistischen Mafia in diesem Land jedoch seine Grenzen
hat, zeigte die Berufungsverhandlung vor dem Landgericht Berlin im Januar 2003.
Jahre intensiver Öffentlichkeitsarbeit vermochten offenbar den Einfluss
drogenkapitalistischer Kreise, welche hinter der Justiz die Fäden ziehen, zurückzudrängen. Eine tatsächlich
unabhängige und menschlich integere Richterin verwarf das Terrorurteil des Amtsgerichts Tiergarten. Ich bekam
einen Freispruch, der inzwischen rechtskräftig ist.
Dies ist ein Sieg, sowohl für mich persönlich, als auch für erweiterte Möglichkeiten
einer sachorientierten Therapie von Schwerstabhängigen.
Das Urteil hat, da von einem Landgericht, weisende Wirkung in Deutschland.
Ferner trug unsere immense Öffentlichkeitsarbeit mit dazu bei, dass inzwischen viele
drogenpolitische und drogentherapeutische Herangehensweisen zumindest in Fachkreisen anerkannt sind.
Dieser Sieg hat dennoch einen bitteren Beigeschmack, denn die Jahre der Verfolgung durch
diese Justiz, haben mich finanziell ruiniert.
Deshalb an jeden von euch: Seid solidarisch mit einer Spende. Die Kontonummer ist auf
meiner Homepage zu ersehen unter: www.meinarzt.tk
Mach mit,
jeden Samstag Treffen um 10 Uhr in der Arztpraxis Conzelmann.
E-Mail:
Conzelmann-Arzt@gmx.de
Für
euer Feedback wäre ich sehr dankbar. Schreibt oder mailt an die Arztpraxis Conzelmann.