Hanfparade
Nach einem Jahr erneut eine Parade.
Wofür?
Für Hanf?
Welche Bedürfnisse werden dadurch geweckt, was ist das
Ziel einer solchen Parade?
Ich bin niedergelassener praktischer Arzt in
Berlin-Wedding und stehe für eine menschliche, alternativ orientierte, Ausübung
von Medizin. Ich habe neben den sogenannten Normalen Patienten auch
Drogenpatienten. Bin also beruflich mit den Problemen konfrontiert.
Ich möchte zunächst einmal darauf hinweisen, daß Sucht und
Konsum zwei unterschiedliche Dinge sind. Allerdings ist der Übergang fließend,
bestimmt von den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen.
Drogen gab es immer schon, überall in allen
Gesellschaften. Diese Drogen waren jedoch kulturell eingebunden. Bei uns wird
zwischen legalen und
sogenannten illegalen
Drogen unterschieden. Diese Unterscheidung ist subjektiv, oft bestimmt durch
den eigenen Konsum von Drogen. Eine Gesellschaft, wo Bier und Schnaps getrunken
werden, ist wenig bereit hier ein Problem zu sehen. Dies sind also „legale“
Drogen. Schlimmer noch - der Staat verdient an diesen Drogen, ist quasi als
Dealer beteiligt. Diese Gelder fließen aber nicht in den Gesundheitsbereich,
sondern in den allgemeinen Staatstopf.
Drogenpolitik
Seit Jahren stellen wir einen zunehmenden Konsum von
Drogen fest. Neben den herkömmlichen Drogen wie Alkohol und Nikotin sind Drogen
wie Marihuana, Heroin, Kokain, Speed, Ecstasy, Tabletten etc. zunehmend in Mode
gekommen.
Die staatlichen Maßnahmen sind polizeilicher Natur. Sie haben
bisher nicht verhindert, daß die Drogen sich weiter ausbreiten. Diese Politik
ist gescheitert. Eine Behandlung der Sucht muß die Wurzeln der Sucht erfassen.
Diese Wurzeln sind gesellschaftlicher Natur. Jungen Menschen fehlt es an einer
Lebensperspektive. Ihnen fehlt das „Vorbild der Väter“, also eine positive
Identifikation, ein Leitbild. Es fehlt an Zuwendung, Liebe und zugleich an
Grenzsetzung. Die Clique der Gleichaltrigen ist das Einstiegstor, wo aus
Unwissenheit und Leichtsinn, junge Menschen ahnungslos ihr Leben ruinieren.
Die Konsequenz kann nur die sein, alle Drogen gleich zu
behandeln, d.h. alle Gesetze diesbezüglich ersatzlos zu streichen. So wie in
Chicago die Mafia entstand, als Ausdruck der Prohibition, ist durch die
Drogengesetze die Drogenmafia entstanden. Die Drogen müssen den Reiz des
Verbotenen verlieren, es muß möglich sein, angstfrei dieses Thema zu behandeln.
Ehrlichkeit und Offenheit müssen eine Chance haben. Gleichzeitig muß eine
wirkliche Aufklärung an den Schulen, bei den 12 bis 13 jährigen stattfinden.
Es sind Gelder in Millionen oder Milliardenhöhe für eine
Suchtforschung auszugeben, denn der gesellschaftliche Schaden ist nicht nur
noch viel höher, die zunehmende Hinwendung zu Drogen aller Art ist vielmehr mit
Ursache für den moralischen, wirtschaftlichen und politischen Zerfall dieser
Gesellschaft.
Für ärztliche
Therapiefreiheit
Die Schädlichkeit der Drogen ist sicherlich unterschiedlich. Hier ist bei Hanf eine Vergleichbarkeit z.B. zu Nikotin nicht gegeben. Es muß klar werden, daß die gefährlichsten Drogen Alkohol, Kokain und Heroin sind. Die Legalisierung der Drogen heißt nicht, daß deren Verbreitung gebilligt wird. Es ist vielmehr eine Lösung zu finden, wo kontrolliert, personenbezogen, der Zugang möglich ist. Dies muß gleichzeitig damit verbunden werden, daß eine ärztliche Behandlung stattfindet. Dieses Behandlungsangebot hat für alle Drogen, also auch für Alkohol und Nikotin zu gelten.
Eine Patentlösung zur Suchtbehandlung ist bisher nicht
gefunden. Um so mehr sollte hier die ärztliche Therapiefreiheit zur Geltung
kommen. Es kann nicht angehen, daß Politiker sich über die Meinung von
Fachleuten hinwegsetzen. In der Schweiz wurde z. B. durch die kontrollierte
Heroinfreigabe an Schwerstabhängige ein neuer und erfolgreicher Weg
beschritten. Die Bundesärztekammer, an sich sehr konservativ, hat sich dazu
durchgerungen diese Arbeit objektiv zu würdigen und hat ihre bisherige
restriktive Haltung aufgegeben. Trotzdem werden Ärzte nach wie vor gegängelt
und bevormundet. Leute, die meinen Ahnung zu haben ohne die fachspezifische
Ausbildung, auch Politiker genannt, sind zur Zeit dabei, lautstark ihre Meinung
zu sagen. Die CDU/CSU will Wählerstimmen fangen, indem sie sogenannte
Fixerstuben kriminalisieren, indem sie die Methadonvergabe kappen will.
Methadon hat seine Berechtigung. Es ist jedoch sicherlich kein Wundermittel,
deshalb muß es Aufgabe des Arztes - und
nur des Arztes - sein, hier verantwortungsvoll Wege zu finden, Süchtigen
aus ihrer Sucht zu helfen. Dazu muß es auch möglich sein, weiterhin, d.h. auch
nach dem 31. 12. 98, DHC, also Codein
zur Substitution einzusetzen.
Gegen die
Verfolgung alternativer Ärzte
Immer wieder kommt es vor, daß Ärzte wie ich, politisch
und polizeilich verfolgt werden, nur weil sie Drogenpatienten ärztlich
betreuen. Mir selber ist widerfahren, daß, nachdem ein Drogenpolizist, namens
KHK Paul, bei mir unter einem Vorwand in der Praxis war, diese kurz darauf
durchsucht wurde. Da man gegen mich nichts in der Hand hatte, behauptete man
einfach, ich würde bei meiner Abrechnung mit der KV (Kassenärztliche
Vereinigung) betrügen und stützte sich dabei auf Zeitungsausschnitte (!!) und
die Behauptung des KHK Paul, daß in meiner Praxis mißliebige Plakate hängen
würden. Eine willige Richterin fand sich, die sich dafür hergab, einen derart
„begründeten“ Durchsuchungsbeschluß zu unterschreiben, und damit ihr
Verständnis von „Rechtstaatlichkeit“ kund tat.
Einige Worte zur Abrechnung eines Arztes.
Seit dem 1.1.96 hat sich hier entscheidendes geändert. Ein
Arzt hat für 3 Monate (Quartal) ein bestimmtes Budget zur Verfügung, welches in
Punkten angegeben wird. Zur Zeit sind das circa 600 Punkte pro Pat, pro
Quartal. Eine Gesprächsleistung, so sie länger als 10 Minuten dauert, wird mit
300 Punkten berechnet. Der Erstkontakt wird als Quartalspauschale für alle
weiteren Untersuchungen mit 265 Punkten berechnet. Ihr seht also, daß bereits
565 Punkte weg sind. Die Behandlung eines Drogenpatienten ist sehr
zeitaufwendig, bedarf vieler Kontakte. Alle diese weiteren Kontakte werden aber
nicht bezahlt. Also von z.B. 9000 Punkten werden 8400
Punkte nicht bezahlt, sondern lediglich circa 600 Punkte. In DM sind
dies bei 5 Pfennig Punktwert 30 DM für 3 Monate Arbeit!!! Daß dies eine
Unverschämtheit ist, ist offensichtlich, daß aber diese unbezahlte Arbeit noch als Betrug an den Kassen
dargestellt wird, dafür gibt es in der Geschichte kein Beispiel. Mir
zumindest ist nicht bekannt, daß Arbeit ein Verbrechen ist, für das man
bestraft wird. Anders hier in Berlin, bei der hiesigen Justiz. Dies ist eine
Feindseligkeit, die mir als Arzt und als Betreuer von Drogenpatienten
entgegenschlägt. Ein Skandal, der zeigt, wo diese Gesellschaft steht, was
„Rechtsstaatlichkeit“ ist.
Wählt links
Um dem zu entgegnen, müssen wir wieder politisch aktiv
werden. Wir müssen den Mund aufmachen und wir müssen auch zur Bundestagswahl
gehen, um dafür zu sorgen, daß es eine Wende nach links gibt.
Zu mir, ich heiße:
Wolfgang Conzelmann
meine Telefonnummer ist
461 79 23,
zu erreichen bin ich in
meiner Praxis in der Luxemburger Str. 33
Berlin-Wedding
Diese Seite wurdemal besucht.