WASHINGTON (SN, dpa).
Wenige Tage vor der Präsidentschaftswahl in den USA
sorgt eine Trunkenheitsfahrt des in Umfragen knapp
führenden Republikaners George Bush vor 24 Jahren für
Wirbel. Die vorübergehende Festnahme des damals
30-Jährigen wegen Alkohols am Steuer im Bundesstaat
Maine war erst am Donnerstagabend (Ortszeit) bekannt
geworden.
Bush hatte bereits vor einiger Zeit öffentlich
eingestanden, dass er in jüngeren Jahren zum Teil
exzessiv getrunken habe. Seit dem Tag nach seinem 40.
Geburtstag sei er aber völlig "trocken".
Im Lager des texanischen Gouverneurs wurde vermutet,
dass der Vorfall von 1976 gezielt fünf Tage vor der Wahl
von Gegnern enthüllt worden sei, um Bushs
Aufrichtigkeit, Urteilsvermögen und Führungsfähigkeit in
Frage zu stellen. Sprecher des demokratischen
Gegenkandidaten Al Gore bestritten am Freitag jegliche
Beteiligung.
Bush bestätigte die Alkohol-Fahrt vor Journalisten.
Von einem Täuschungsmanöver der Öffentlichkeit könne
aber keine Rede sein. Er habe nur seiner Familie und
Anhängern Einzelheiten ersparen wollen. Die
Trunkenheitsfahrt gehöre dazu. "Ich bin überhaupt nicht
stolz drauf." Seit 14 Jahren habe er keinen Alkohol mehr
angerührt.
Auffällig langsam
unterwegs
gewesen
Dass er damals nach zu viel Bier noch gefahren sei,
"war falsch und ich bedauere es". Er habe seinen beiden
inzwischen 18 Jahre alten Töchtern eingetrichtert, sich
niemals nach Alkoholgenuss ans Steuer zu setzen.
Eine TV-Reporterin in Maine ist nach eigenen Angaben
zufällig bei Gerichtsrecherchen auf Unterlagen über den
Vorfall gestoßen. Den Unterlagen zufolge wurde Bush nach
einem Barbesuch von der Polizei angehalten, weil er
auffällig langsam fuhr. Sein Blut wies einen
Alkoholgehalt von 1,0 Promille auf - damals genau der
Grenzwert für strafbares Verhalten. Bush bekannte sich
schuldig, erhielt eine Strafe von 150 Dollar und für
kurze Zeit ein Fahrverbot.
Der rechtskonservative Publizist Bill Kristol sagte
in der Sendung "Nightline" der TV-Station ABC, er
erinnere sich an keinen Wahlkampf, bei dem so spät noch
eine so überraschende Enthüllung gemacht worden sei. Die
Geschichte könnte das Bild des rücksichtslosen Menschen
heraufbeschwören, der nicht die Wahrheit gesagt habe.
"Dann könnte er verlieren", sagte Bill Kristol.
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