Rätsel um einen verschwundenen
US-Biologen
30. Nov 2001 10:57
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Vermisst: Don C.
Wiley |
Foto:
harvard.edu | |
Wo ist Don Wiley? Der international
anerkannte Molekularbiologe ist auf einer Geschäftsreise in
Memphis verschwunden. Seine Familie glaubt an einen
terroristischen Hintergrund. Wiley ist Experte für tödliche
Viren. Das Auto stand mitten
auf der Fahrbahn, unverschlossen, die Schlüssel steckten noch
im Zündschloss. Zwei Wochen ist es her, dass die Polizei den
verlassenen Mietwagen auf der Hernando-DeSoto-Brücke in
Memphis fand und noch immer fehlt von Don C. Wiley jede Spur.
Polizei glaubt an Selbstmord
Einem Bericht der «Los Angeles Times» zufolge war der
Harvard-Wissenschaftler, ein international anerkannter
Molekularbiologe, Mitte November für einen Kongress angereist.
Inzwischen geht die Polizei von einem Selbstmord aus: Wiley,
so die Vermutung, habe sich im nahen Mississippi ertränkt.
Seine Angehörigen wollen das nicht glauben. Der 57-jährige
Wissenschaftler war, schreibt die «LA Times», glücklich
verheiratet, hatte vier Kinder. Die Familie sei überzeugt:
Wiley wurde umgebracht. Sein Verschwinden habe einen
terroristischen Hintergrund. Der 57-jährige Forscher war
Experte für infektiöse Krankheiten, hatte Arbeiten zu Aids,
Grippe und dem Ebola-Virus veröffentlicht.
Doch die Ermittler schließen eine Entführung aus – ebenso
wie einen Raubmord. «Wenn ein Auto auf der Brücke mit den
Schlüsseln gefunden wird, müssen wir von einem Selbstmord
ausgehen, sagte Polizeidirektor Walter Crews am Donnerstag
(Ortszeit) in Memphis.
Kein Fall für das FBI
Das dortige FBI-Büro dementiert, dass die
Behörde in den Fall eingebunden sei. »Es gab nie einen Hinweis
auf einen terroristischen Hintergrund«, so ein Sprecher.
Allerdings habe sich ein FBI-Beamter aus Washington an das
Büro in Memphis gewandt, als das Verschwinden des Professors
bekannt wurde.
Zuletzt war Wiley am 15. November in einer Hotellobby
gesehen worden. Zeugen haben gesehen, wie er nach einem
Treffen mit anderen Wissenschaftlern die Hotelhalle verließ.
Das war nach Informationen der Zeitung gegen zwölf Uhr
mittags. Dreieinhalb Stunden später rief ein LKW-Fahrer die
Polizei, weil ein Auto die Hernando-DeSoto-Brücke
blockierte.
Keine Zeichen für psychische
Probleme
Die Polizei fand den Mitsubishi Galant
unverschlossen, den Tank gefüllt. Es gab keinen Hinweis auf
einen Kampf. Die Polizei suchte den Fluss mit Hubschraubern
und Booten ab. Vergeblich. Sie sprach mit mehr als 50
möglichen Zeugen, Freunden, Familie, Hotelgästen. Wiley hatte
offenbar weder Schulden noch psychische Probleme.
Auch seine Kollegen zweifeln an einem Selbstmord. »Ich habe
ihn oft getroffen und nie eine dunkle Seite an ihm entdeckt«,
so David Eisenberg von der University of California in
Los Angeles. (nz) |