Verdacht: Biologe der US-Regierung
könnte Milzbrand-Attentäter gewesen sein
28. Nov 2001 10:30, ergänzt 11:24
Ein hochrangiger Biologe der US-Regierung
könnte für die Anthrax-Anschläge in den USA verantwortlich
sein. Entsprechende Spekulationen werden der Netzeitung von
Teilnehmern der Biowaffen-Konferenz in Genf
bestätigt.
Die Milzbrand-Attentate in den USA sind möglicherweise
von einem der US-Regierung nahestehenden Mikrobiologen verübt
worden. Diese Information verbreitet am heutigen Mittwoch die
Umweltschutzorganisation Greenpeace. Ein entsprechender
Artikel soll im Dezember im Greenpeace-Magazin veröffentlicht
werden.
«Hochrangiger Mitarbeiter»
Es handele sich um einen «hochrangigen
Mitarbeiter des amerikanischen Biowaffen-Programms», so das
Magazin in einer vorab veröffentlichten Meldung. Nicht näher
benannte Mitglieder der US-Regierungsdelegation bei der
Biowaffen-Konferenz der Vereinten Nationen in Genf sollen
diese Spekulationen bestätigt haben. Die US-Regierung halte
entsprechende Informationen geheim, schreibt das Magazin.
Der deutsche Biowaffen-Experte Jan van Aken bestätigte
gegenüber der Netzeitung, auch er habe in Genf «aus sehr
verlässlichen Quellen» erfahren, dass ein Mitglied der
sogenannten «Biodefense-Community» als Milzbrand-Attentäter in
Frage komme. Eine US-Militärangehörige habe auf seine
Nachfrage, ob ein Regierungsbiologe hinter den Anthrax-Briefen
stecke, mit den Worten «Sicher, sicher» geantwortet. Andere
Teilnehmer der Konferenz gingen davon aus, dass das FBI wisse,
wer der Attentäter ist. Der infrage kommende Täterkreis sei
sehr klein, so van Aken. «Es ist 100-prozentig sicher, dass
das Pulver aus dem Biodefense-Establishment kommt», so van
Aken.
Auch die US-Biologin und Beraterin von Ex-Präsident Bill
Clinton, Barbara Rosenberg, geht von einem Täter aus diesem
Kreis aus. Das Trocknungsmittel Silica, das unter anderem in
dem Anthrax-Brief an US-Senator Tom Daschle gefunden wurde,
werde etwa von Mitarbeitern des «geheimen Biowaffen-Programms
der USA» routinemäßig eingesetzt. Andere Biowaffen-Programme,
etwa das des Irak, würden dagegen für diesen Zweck die
Chemikalie Bentonit anwenden.
Bewusst nach dem 11. September
Nach Angaben des Greenpeace Magazins habe der
Attentäter eine Erhöhung des Budgets für die
US-Biowaffen-Forschung erreichen wollen. Kurz nach den
Terroranschlägen vom 11. September seien die Briefe bewusst
eingesetzt worden. Der Verdacht sollte so auf Attentäter aus
dem Nahen Osten gelenkt werden, schreibt das
Magazin.
Für das Web ediert
von Richard
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