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Die amerikanische Bombardierung der Arzneimittelfabrik Al-Shifa
Ein Beispiel amerikanischen Terrorismus
 
     
 

Vorwort

Der amerikanische Raketenangriff auf die sudanesische Arzneimittelfabrik Al-Shifa am Donnerstag, den 20. August 1998 zerstörte die gesamte Fabrik. Die amerikanische Regierung führte diesen Akt der Aggression gegen den Sudan ohne jegliche gesetzliche oder moralische Rechtfertigung durch. Für sie war der Angriff eine Reaktion auf ihre falschen Anschuldigungen gegen den Sudan, in der Fabrik seien Grundstoffe für chemische Waffen hergestellt worden. Die Worte des amerikanischen Präsidenten Bill Clinton, mit denen er den Angriff rechtfertigte, waren nur unbegründete Ängste, die eines überzeugenden Beweises entbehren. Die Zerstörung der Fabrik, die bis dahin einen Teil der basismedizinischen Versorgung des Sudan gewährleistete, stellt eine schwerwiegende Mißachtung aller staatlichen und humanitären Werte und einen eklatanten Verstoß gegen alle Normen und internationalen Gesetze dar. Der Terrorakt der amerikanischen Militärmacht gegen den Sudan in der Nacht des 20. August 1998 wird als Schandmal auf der Fassade der amerikanischen Regierung haften bleiben und die Erinnerung an kriminelle amerikanische Taten gegen andere Staaten wachhalten.
Das Ziel der Vereinigten Staaten war es, die sudanesische Nation zu spalten und die Weltöffentlichkeit unter dem Vorwand des Terrorismus gegen den Sudan aufzubringen. Ihre grundlosen Beschuldigungen sollten dabei die Blockade gegen den Sudan verschärfen. Doch die amerikanischen Absichten waren erfolglos, da die sudanesische Nation noch vereinter, stärker und unnachgiebiger geworden ist. Die Vertreter internationaler Medien, die den Sudan in zuvor ungekannter Zahl besuchten, um über den Vorfall zu berichten, waren sich alle einig, daß es sich bei der Fabrik in Al-Shifa um eine Arzneimittelfabrik handelte. Die sudanesische Regierung hatte ihnen zuvor die komplette Anlage zugänglich gemacht, um es ihnen zu ermöglichen, einen eigenen Eindruck zu gewinnen. In der Folge wächst die internationale Unterstützung für den Sudan täglich.

Der Sudan hat seit 1989 unter dem amerikanischen Terrorismus gelitten, als die amerikanische Regierung Druck auf den Sudan ausübte, indem sie die Hilfslieferungen von Weizen einstellte. Eine Reihe ökonomischer, politischer und diplomatischer Maßnahmen folgte, die zumindest als böswillige Versuche zu verstehen sind, den Sudan zu boykottieren und zu isolieren.

Ein Beispiel dafür ist die amerikanische Bemühung, in verschiedenen internationalen Foren und Hauptstädten jegliche Anstrengungen, einen Frieden zwischen der sudanesischen Regierung und der Rebellenbewegung herbeizuführen, zu unterlaufen und zu unterbinden. Die amerikanische Regierung hat wiederholt versucht, ihren Einfluß in den internationalen Finanzorganisationen gegen den Sudan geltend zu machen. Offensichtlicher Beweis dafür ist der erfolglose Vorschlag, den Sudan aus dem Internationalen Währungsfonds (IWF) auszuschließen. Damit sollte der Sudan von den IWF-Einrichtungen abgekoppelt und ihm die Möglichkeit genommen werden, Schulden und Hilfen erlassen zu bekommen, die der Sudan früher vom IWF und von den Geberländern erhalten hat. Später führte die amerikanische Regierung die politische Kampagne gegen den Sudan an, die zur Verabschiedung der Resolutionen Nr. 1054 und 1070 des UN-Sicherheitsrats führte. Diese Kampagne gipfelte am 18.8.1993 in der Aufnahme des Sudans in eine Liste von Ländern, die von den Vereinigten Staaten verdächtigt werden, Terrorismus zu unterstützen - unter dem Vorwand, der Sudan böte Terrororganisationen Schutz. Dazu kam die Entscheidung der amerikanischen Regierung, Wirtschafts- und Handelssanktionen gegen den Sudan zu verhängen. Darüber hinaus haben die USA dem Sudan indirekt den Krieg erklärt: Sie unterstützten die sudanesischen Nachbarländer finanziell und befähigen sie so, feindliche Aktionen gegen den Sudan durchzuführen. Am 15.12.1995 betonte der Nationale Sicherheitsberater Anthony Leak auf einem Symposium des Zentrums für Strategische Studien in Washington D.C. die Notwendigkeit, den Sudan durch seine Nachbarn in Schach zu halten.

Diese Aussage wurde später in offizielle Politik umgesetzt, als die amerikanische Regierung den sudanesischen Nachbarstaaten 20 Millionen US-Dollar überwies, um sie in ihrem Kampf gegen den Sudan zu unterstützen. Die amerikanische Regierung stellte außerdem finanzielle, militärische und logistische Unterstützung für die Rebellenbewegung und für Oppositionelle im Nordsudan zur Verfügung. Doch dies war noch nicht alles, denn die amerikanische Regierung übte weiteren politischen Druck aus und bedrohte mit ihren Interventionen die Einheit des Sudan, indem sie die innersudanesische Einigung und die Lösung des Südsudan-Problems, um die sich einige Länder und regionale Organisationen seit über vier Jahrzehnten bemühen, vereitelte. Die USA fuhren fort, internationale Gesetze und Regeln zu übertreten, als das State Department Truppenbewegungen der bewaffneten sudanesischen Opposition durch verschiedene Länder ermöglichte, US-Offizielle deren Vertreter trafen und ihnen ihre militärische Unterstützung für den Fall eines Umsturzversuchs der Regierung in Khartoum erklärten. Der Sudan hat alle direkten und indirekten diplomatischen Bemühungen unternommen, um mit den Vereinigten Staaten zu einer Verständigung zu kommen, aber bedauerlicherweise wurde die offene amerikanische Aggression gegen unser Land ohne berechtigte Gründe fortgesetzt.

Der Sudan ist ein Entwicklungsland mit geringen Ressourcen, außerdem leidet er unter einen Bürgerkrieg, der seine Ressourcen verknappt und seine Entwicklung behindert. Der Sudan ist ein Land mit weitläufig offenen Grenzen mit neun afrikanischen Ländern, das Wert auf seine Beziehungen mit seinen Nachbarn legt. Es stellt sich die Frage, wie ein Staat mit solchen Eigenschaften überhaupt Terrorismus unterstützen können sollte angesichts seiner begrenzten Ressourcen, offenen Grenzen und komplexen internen Problemen.

Beim Sudan handelt es sich de facto um eines der Länder, die dem Terrorismus am meisten ausgesetzt sind. Die feindlichen Aktionen an seinen südlichen und östlichen Grenzen sind Beispiele hierfür. Der Sudan ist ein Opfer des Terrorismus und terroristischer Akte, bei denen seine Flugzeuge entführt und seine Bürger durch Explosionen verängstigt wurden. Der Umstand, daß entlang der östlichen und südlichen Grenzen Minen gelegt wurden und andere Aktionen stattfanden, hat dazu geführt, daß das Land eines der engagiertesten ist im Kampf gegen Terrorismus und terroristische Aktionen. Das zeigt sich u.a. darin, daß der Sudan die meisten internationalen Abkommen, die für die Bekämpfung des Terrorismus relevant sind, unterzeichnet hat. Darüber hinaus hat der Sudan kürzlich dem Grundsatzurteil des Internationalen Gerichtshofs zugestimmt und alle internationalen und regionalen Vereinbarungen unterzeichnet, die der Bekämpfung dieses gefährlichen Phänomens dienen. Ein Beispiel für das Engagement des Sudans ist seine Teilnahme an der Konferenz der arabischen Innenminister im Juni 1998.

Der Sudan hat die Bombenanschläge auf die beiden US-Botschaften in Nairobi und Dar El-Salam im August 1998 aufs Schärfste verurteilt; es sollte auch nicht vergessen werden, daß der Sudan gute Beziehungen zu den beiden Nachbarländern Kenia und Tansania pflegt.

Trotz alledem setzte die amerikanische Regierung ihre Aggression gegen den Sudan fort, die schließlich am Donnerstag, den 20. August 1998 in dem Raketenangriff auf die Al-Shifa Arzneimittelfabrik im nördlichen Vorort von Khartoum gipfelte. Der Angriff wurde durchgeführt ohne jegliche Rücksicht auf den Bedarf des Sudan und seiner Nachbarn an einer solchen Industrie, die Medizin und Arzneimittel für Menschenund Tiere produzierte.
 

Die Al-Shifa Arzneimittelfabrik

Einführung

Die Al-Shifa Arzneimittelfabrik ist eine GmbH, die sich komplett in Privatbesitz befindet. Die Fabrik wurde am 12. Juli 1997 von Lt. Gen. Omer Hassan Ahmed El-Bashir, dem Präsidenten der Republik Sudan, eingeweiht. Bei der Einweihung anwesend waren sudanesische Ländergouverneure (walis), Bundesminister, im Sudan akkreditierte Botschafter und der Direktor der Preferential Trade Area Organization (PTA), der die Fabrik als “Stolz von ganz Afrika” beschrieb. Eine Reihe hochrangiger Gäste hatten die Fabrik seither besucht, dazu zählten der Präsident der Republik Niger, der Außenminister von Burkina Faso, der Direktor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für die Mittelmeerregion, die britischen und deutschen Botschafter in Khartoum sowie Studenten verschiedener Fakultäten für Pharmazie. Zu den Besuchern zählten auch eine große Zahl von Apothekern aus der Schweiz, Großbritannien, Ägypten und den Vereinigten Arabischen Emiraten, die sich über die Produktion von Arzneimitteln für Menschen und Tiere in der Fabrik informierten.


Die Eigentümer der Fabrik

Die Fabrik wurde gegründet von dem sudanesischen Staatsbürger Bashir Hassan Bashir, der 60% der Anteile hielt. Die restlichen 40% befanden sich im Besitz der Familie Ba’boud. Im März 1998 ging die Fabrik zu 100% in den Besitz des sudanesischen Geschäftsmannes Salah Idris über, der zur Zeit im Königreich Saudi-Arabien lebt.

Die Fabrik wurde auf einem Gelände von 112.500 qm Fläche im nördlichen Industriegebiet von Khartoum errichtet. Sie besteht aus verschiedenen Gebäuden, die mit den fortschrittlichsten Maschinen für eine qualitativ hochwertige Produktion ausgestattet sind. In der Fabrik gibt es verschiedene Produktgruppen.


Die Produktgruppen

1. In einem Fabrikbereich wurden Dragees und undragierte Tabletten hergestellt. Pro Stunde konnten eine halbe Million Tabletten produziert werden. Darüber hinaus konnten in der Fabrik verschiedene Sorten Sirups hergestellt werden; die entsprechende Kapazität betrug 32.000 Flaschen pro Schicht. Es gab Pläne, diese technischen Einrichtungen zu erweitern, um zusätzliche Produktgruppen zur Herstellung weiterer pharmazeutischer Erzeugnisse zu etablieren.

2. Auf dem Gelände befand sich auch eine Beta-Lactam-Fabrik. Diese Fabrik war von den anderen Gebäuden komplett abgetrennt, sie diente ausschließlich der Produktion von Beta-Lactam-Antibiotika in Kapselform. Die Produktionskapazität wurde auf 100.000 Kapseln pro Stunde geschätzt, dazu kam die Produktion von 32.000 Flaschen Trockensubstanz zur Herstellung von Suspensionen pro Schicht.

3. In einem weiteren Gebäude wurden in einem sterilen Bereich Infusionsflüssigkeiten hergestellt. Hier befanden sich hochentwickelte Maschinen, die Sterilität wurde durch ein umfassendes System und Inspektionen gewährleistet, die internationalen Standards entsprechen. Die Produktionskapazität dieser Sektion belief sich auf 20.000 Flaschen pro Schicht.

4. In einem Teil der Fabrik wurde tierärztliche Medizin hergestellt. Dieser Teil war komplett von den anderen Gebäuden abgetrennt. Hier wurden alle Formen von Tiermedizin produziert, einschließlich Puder, Medikamenten in Tropfenform und anderen Behandlungshilfen sowie medizinischen Säften. Die Fabrik konnte den gesamten tiermedizinischen Bedarf des großen sudanesischen Marktes decken.

5. Die Al-Shifa Arzneimittelfabrik besaß auch eine moderne Anlage zur Wasseraufbereitung. Sie lieferte gefiltertes und entionisiertes Wasser für die Arzneimittelproduktion. Darüber hinaus produzierte sie destilliertes Wasser sowie Wasserdampf, der im sterilen Produktionsbereich benötigt wurde.


Qualitätskontrolle

Die Betreibergesellschaft legte großen Wert auf eine gleichbleibend hohe Qualität. Diese wurde sichergestellt durch eine umfassendes Konzept, in das Qualitätssicherheit und –kontrolle integriert waren, wie sie der guten Produktionsqualität entsprechen. Die an die Fabrik gelieferten Rohmaterialien wurden in speziellen Labors kontrolliert, bevor sie überhaupt in den Produktionsprozeß gelangten. Dazu wurden die Materialien in einem Schleusenbereich zwischengelagert und Proben gezogen, die auf ihre Übereinstimmung mit den international anerkannten Qualitätskriterien überprüft wurden.

Dieselben Labors waren darüber hinaus für die Qualitätskontrolle während der Fertigung sowie für die Kontrolle der Endprodukte zuständig, um zu gewährleisten, daß die Produkte den international anerkannten Qualitätskriterien für Arzneimittel entsprachen.

In der Fabrik gab es ein Labor für Mikrobiologie, das mit fortschrittlichen Instrumenten ausgerüstet war, um alle eingehenden Rohmaterialien mikrobiologisch zu untersuchen. So wurde eine Verseuchung der Produktionsbereiche und der Arbeiter vermieden.

Die Fabrik verfügte außerdem über einen Ausbildungsbereich mit modernster Ausstattung. Die Mitarbeiter, die in den Abteilungen für Forschung und Entwicklung sowie in der Qualitätskontrolle und der Produktion tätig waren, hatten vorab eine intensive Ausbildung außerhalb des Sudan genossen.


Kosten der Fabrikgründung

Die Kosten der Fabrikgründung beliefen sich auf 32 Millionen US-Dollar, wovon 85% selbst finanziert wurden. 15% wurden von der Preferential Trade Area (PTA) Bank, lokalen Banken, der sudanesischen Entwicklungsgesellschaft und der Medizinischen Versorgungsgesellschaft finanziert. Der Beitrag der letzteren bestand im Kauf von Medikamenten im Wert von 120 Millionen Sudanesischen Pfund.

Die Fabrik war eine der größten ihrer Art in Afrika. Sie produzierte 33 Arzneimittel für Menschen und 23 Medikamente für Tiere. Sie exportierte ihre Produkte in diverse afrikanische und arabische Staaten; außerdem deckte sie einen großen Teil des sudanesischen Bedarfs an Arzneimitteln.

 

Der amerikanische Angriff auf die Al-Shifa Arzneimittelfabrik verstößt gegen die Prinzipien internationalen Rechts

Die zivilisierte Menschheit hat sich darauf geeinigt, in Bezug auf Angelegenheiten von Krieg und Frieden Prinzipien internationalen Rechts und internationale Abkommen zu beachten. Es ist inzwischen zur Regel geworden, daß ein Staat einem anderen vor Beginn feindlicher Aktivitäten den Krieg erklärt. Diesem geht üblicherweise eine Warnung voraus, wenn ein Staat sich sicher ist, daß ein anderer Staat Maßnahmen ergriffen hat, die seine nationale Sicherheit und territoriale Integrität bedrohen.

Mit der Gründung der UNO hat sich die internationale Gemeinschaft darauf geeinigt, Aggressionen zu vermeiden und sich hinsichtlich des Schutzes der internationalen Sicherheit und des Friedens auf die Vereinten Nationen zu verlassen. Darüber hinaus sollen sich Staaten an den Sicherheitsrat wenden, wenn sie von anderen bedroht oder angegriffen werden. Dies ist in Artikel 1 der Charta der Vereinten Nationen festgelegt worden, wo es heißt: „Die Vereinten Nationen setzen sich folgende Ziele:

1. den Weltfrieden und die internationale Sicherheit zu wahren und zu diesem Zweck wirksame Kollektivmaßnahmen zu treffen, um Bedrohungen des Friedens zu verhüten und zu beseitigen, Angriffshandlungen und andere Friedensbrüche zu unterdrücken und internationale Streitigkeiten oder Situationen, die zu einem Friedensbruch führen könnten, durch friedliche Mittel nach den Grundsätzen der Gerechtigkeit und des Völkerrechts zu bereinigen oder beizulegen.“

In vielen Fällen haben sich die USA an den Sicherheitsrat gewandt, um Resolutionen zu erreichen, die ihnen in Übereinstimmung mit Kapitel 7 der Charta das Mandat gaben, ein anderes Mitglied der Vereinten Nationen anzugreifen. Im Fall des Angriffs auf die Al-Shifa Arzneimittelfabrik in Khartoum allerdings unternahmen die USA keinen der festgelegten Schritte. Weder informierten sie den Sudan, mit dem sie diplomatisch auf botschaftlicher Ebene verbunden sind, von ihrem Plan, noch reichten sie eine Beschwerde bei den Vereinten Nationen ein oder veröffentlichten eine Presseerklärung, in der sie ihre Vorwürfe gegen den Sudan bewiesen. Stattdessen bombardierten die USA die Fabrik, ohne irgendwelche Beweise vorzulegen; ein Vorgehen, das als Absage an den gemeinsamen Willen der internationalen Gemeinschaft und als eine Mißachtung der Charta der Vereinten Nationen gewertet wu. Es zeigt überdies, warum die Vereinigten Staaten sich im Juli 1998 während der Konferenz in Rom gegen die Aufnahme aggressiver Akte in die Charta des Internationalen Gerichtshofes wehrten.

Die Vereinten Nationen haben einen Mechanismus entwickelt, um die Produktion chemischer Waffen zu kontrollieren. Dieser ist festgelegt im Vertrag über die Nichtverbreitung chemischer Waffen, der 1996 unterzeichnet wurde. Dieser Mechanismus verpflichtet Mitglieder der internationalen Gemeinschaft, gemeinsam daran zu arbeiten, die Produktion und Anwendung chemischer Waffen zu beenden. Im Verdachtsfall soll der Standort einer solchen Industrie bekannt gemacht werden, der betroffene Staat soll gewarnt und die Angelegenheit an die Vereinten Nationen übergeben werden. Washington mißachtete alle diese Regeln, und zwar deshalb, weil den USA keinerlei überzeugende Beweise vorlagen, die ihren Verdacht erhärteten. Sie machten die Angelegenheit auch nicht im Vorfeld öffentlich. Stattdessen unternahmen die USA einen einseitigen Akt der Aggression, ein Vorgehen, das nicht durch Artikel 51 der UN-Charta gerechtfertigt wird, in dem es heißt: “ Diese Charta beeinträchtigt im Falle eines bewaffneten Angriffs gegen ein Mitglied der Vereinten Nationen keineswegs das naturgegebene Recht zur individuellen oder kollektiven Selbstverteidigung, bis der Sicherheitsrat die zur Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit erforderlichen Maßnahmen getroffen hat.”

Der hier beschriebene Angriff ist eine Aggression eines Staates auf dem Territorium eines anderes Staates. In diesem Fall soll der Staat, gegen den sich die Aggression richtet, den Angriff an seine Grenzen zurückschlagen, bis der Sicherheitsrat seine Aufgaben wahrnimmt.

Die Vereinigten Staaten äußerten keinerlei Verurteilung oder Anschuldigung gegen den Sudan hinsichtlich einer Beteiligung an der Bombardierung der amerikanischen Botschaften in Nairobi und Dar El-Salam. Vielmehr bestätigten amerikanische Ermittler, daß es keinen Beweis für die Beteiligung irgendeiner bestimmten Gruppe oder eines Staates gebe.

Der aggressive Akt der USA gegen den Sudan, einem friedvollen Mitgliedsstaat der UNO, kann nicht als Aktion der Selbstverteidigung interpretiert oder gerechtfertigt werden. Die Vereinigten Staaten hatten beabsichtigt, ökonomische Potentiale des Sudan zu zerstören und das Leiden des sudanesischen Volkes zu verstärken, indem ihm die Möglichkeit genommen wurde Arzneimittel zu produzieren. Die zivilisierte Welt sollte dieses abscheuliche Verbrechen verdammen.

 

Experten weisen die Behauptungen der amerikanischen Regierung zurück

Tom Carnaffin, britischer Ingenieur:
Der britische Ingenieur Tom Carnaffin aus Hexham im nördlichen Großbritannien, der am Aufbau der Fabrik beteiligt war und dort zwischen 1992 und 1996 gearbeitet hat, bestätigte, daß die Fabrik keine chemischen Waffen herstellen konnte. Der britische Ingenieur, der in ständigem Kontakt zu den Eigentümern der Al-Shifa Fabrik stand, wies die amerikanischen Anschuldigungen zurück, die Fabrik habe Substanzen produziert, die zur Herstellung des Nervengases VX benötigt werden. Er sagte: “Ich kenne diese Fabrik sehr genau. Sie eignet sich schlichtweg nicht zur Herstellung chemischer Waffen.” Er fügte hinzu: “Der Verlust dieser Fabrik ist eine Tragödie für die ländlichen Gemeinden.”

Jordanische Experten:
Drei jordanische Experten, die beim Aufbau der Fabrik mitwirkten, bestätigten, daß diese Industrieanlage weder dafür ausgelegt noch ausgestattet ist, das Nervengas VX zu produzieren. Sie verneinten darüber hinaus die Existenz jeglicher Verbindung zwischen der Fabrik und dem saudischen Finanzier Osama bin Laden.

In einer Pressekonferenz am 22. August 1998 in der jordanischen Hauptstadt Amman sagte der Ingenieur Mohamed Abdul-Wahid, die Fabrik sei von Beginn an zur Produktion von Medikamenten für Menschen eingerichtet worden; außerdem wies er darauf hin, daß es unmöglich sei, Teile hinzuzufügen oder zu verändern, um andere Materialien zu produzieren.

Abdul-Wahid und seine Kollegen Ahmed Salim und Eid Abu-Delboh ergänzten, daß ein amerikanischer Experte unter Beteiligung europäischer Pharma-Gesellschaften zur Gestaltung des medizinischen Projekts beigetragen hat.

Bashir Hassan Bashir, Ingenieur:
Der Ingenieur Bashir Hassan Bashir war der Gründer und der erste Eigentümer der Fabrik. Er wies die amerikanischen Behauptungen, die Fabrik habe Chemiewaffen produziert, als unwahr und grundlos zurück. Er erklärte, daß Unterlagen über die Einkäufe der Fabrik beweisen, daß diese auf Materialien zur Herstellung von Human- und Veterinärmedikamenten beschränkt waren und keine anderen Materialien beschafft worden sind.

Der Gründer der Fabrik benannte darüber hinaus den technischen Berater, der die Ausstattung und die Maschinen der Fabrik entworfen hat. Es handelt sich hierbei um den amerikanischen Experten Henry Rustyjop, der zwischen 1991 und 1994 drei Jahre in der Fabrik gearbeitet hat.

Peter Cookjurn:
Peter Cookjurn ist ein britischer Experte, über den das britische Fernsehen berichtete, er habe die Fabrik vor fünf Monaten besucht und alle Gebäude besichtigt. Er sagte: “Die Fabrik ist sehr fortschrittlich, aber sie produziert nichts anderes als Medikamente.” Er fügte hinzu: “Ich arbeite seit mehr als 15 Jahren im Pharmabereich.”

Irwin Armstrong:
Ein Belfaster Filmemacher, der die Anlage für ein Werbevideo filmte und sagte: “Die Amerikaner haben das hier völlig falsch verstanden.”

Auswirkungen des amerikanischen Angriffs auf die Al-Shifa Arzneimittelfabrik

  • Die amerikanische Aggression hat großes Leid für viele unschuldige Bürger mit sich gebracht. Einige haben schwere Verletzungen davongetragen, während andere mit Angst und Schrecken davongekommen sind.
  • Die Fabrik wurde komplett zerstört. Der vorläufige Schaden wurde auf 100 Millionen US-Dollar geschätzt, hierin sind die Kosten der Fabrikgebäude, der Medikamente und der industriellen Materialien eingeschlossen.
  • Den sudanesischen Patienten, Kinder und alte Menschen eingeschlossen, wird durch den Angriff grundlegende und lebensrettende Medizin vorenthalten, die durch die Fabrik zu sehr viel niedrigeren Preisen zur Verfügung gestellt wurde, als der Bezug von importierten Medikamenten kostet.
  • Die vollständige Zerstörung der Fabrik hat 306 Arbeitnehmer arbeitslos gemacht, die ihrerseits für den Unterhalt von 3.000 Familienmitgliedern aufzukommen haben.
  • Der Angriff hat eine grundlegende infrastrukturelle Einrichtung der sudanesischen Wirtschaft dem Erdboden gleichgemacht. Dies wird negative Auswirkungen haben sowohl auf die sudanesische Politik, den internationalen Slogan der “Gesundheit für alle” vor dem Jahr 2000 zu realisieren als auch auf die Entwicklungsstrategie des Landes.
  • Der amerikanische Luftangriff auf die Fabrik hat außerdem massiven Schaden in benachbarten Fabriken und Einrichtungen angerichtet, die sich allesamt in privatem Besitz befinden.
  • Die brutale amerikanische Bombardierung der Al-Shifa Arzneimittelfabrik hat zu Umweltverschmutzung und Zerstörung der Umgebung geführt.

Was der Sudan will

Alle Ermittler und Beobachter stimmten nach dem US-Angriff darin überein, daß das Hauptziel der amerikanischen Bombardierung der Al-Shifa Arzneimittelfabrik darin bestand, die amerikanische und die internationale Öffentlichkeit und die Massenmedien von den innenpolitischen Problemen der USA abzulenken. Ein weiteres Ziel des Angriffs war, den Wunsch der amerikanischen Regierung umzusetzen, die sudanesische Wirtschaft, die auf Selbständigkeit beruht, zu zerstören, um so Druck auf die sudanesische Regierung auszuüben und ihre Handlungsmöglichkeiten zu beschneiden. Aus diesem Grunde fordert der Sudan folgendes:

Die internationale Gemeinschaft soll den amerikanischen Angriff, der eine eklatante Verletzung der sudanesischen Souveränität und des internationalen Rechts darstellt, verurteilen. Insbesondere ist darauf zu verweisen, daß der Angriff keinerlei legale oder wissenschaftliche Grundlage hatte, sondern daß im Gegenteil der Angriff auf der Basis irreführender und falscher Information durchgeführt wurde. Die Quellen dieser falschen Information waren die selben Quellen, auf die sich die USA verließen, als sie den Sudan in dieListe jener Länder aufnahmen, von denen sie behaupten, daß sie den Terrorismus unterstützen.
Die Vereinten Nationen sollen Maßnahmen ergreifen, um die Hintergründe des abscheulichen amerikanischen Angriffs auf den Sudan aufzuklären. Dazu sollen sie eine Kommission bilden, die sowohl die amerikanischen Behauptungen als auch die Art der zerstörten Fabrik und ihrer Produktion untersuchen soll.
Die USA sollen sich offiziell und öffentlich für ihr Verbrechen gegen den Sudan entschuldigen.
Die USA sollen eine angemessene und faire Entschädigung für die in Mitleidenschaft gezogenen Parteien, die Fabrikeigentümer und Einzelpersonen eingeschlossen, anbieten.

Dokumente

Der Sudan besitzt neun notariell beglaubigte Dokumente, die belegen, daß die Fabrik Medikamente produzierte. Diese Dokumente sind u.a.:

die Registrationsurkunde der Fabrik
eine Liste der Einrichtung und der Maschinen der Fabrik
eine Liste der für den Export vorgesehenen Arzneien
eine Zusicherung, daß die Qualitätsstandards eingehalten wurden
eine Liste der Rohmaterialien, die seit Produktionsbeginn importiert wurden
eine Liste der produzierten Arzneimittel
die Korrespondenz zwischen der Fabrikdirektion und der pharmazeutischen Abteilung in Bezug auf die importierten Materialien
 

Diese Dokumente werden jeder internationalen Kommission, die gewillt ist, die wahren Hintergründe dieser Angelegenheit zu ermitteln, vorgelegt werden.

 

 
     
 

Zusammengestellt vom
Ministerium für Kultur und Information der Republik Sudan
im August 1998

 
   

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