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                | 27.02.2002  |  
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                | Ausland |  
                | Rainer Rupp |  
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                | Bonus für Drogen-Warlords |  
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                | Afghanistan: USA wollen Sanktionen für 
                  Rauschgiftanbau und -handel streichen |  
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                | Wenn man groß im internationalen Drogengeschäft 
                  mitmischt, ist es lebenswichtig, auf gutem Fuß mit den USA zu 
                  stehen. Dies gilt nicht nur für die internationalen 
                  Verbrecherorganisationen verschiedenster Herkunft, sondern 
                  auch für Drogen produzierende Staaten. Insbesondere, wenn man 
                  als einer der größten Hersteller der Welt bekannt ist. Die 
                  schon chronische Verwicklung der CIA in internationale 
                  Drogengeschäfte wurde erst kürzlich wieder beleuchtet, als der 
                  pensionierte Chef der DEA, der US-amerikanischen 
                  Drogenbekämpfungsbehörde, sich öffentlich darüber beschwerte, 
                  daß ihm in seiner Laufbahn kein einziger größerer Drogenfall 
                  untergekommen sei, der ihm nicht unter Berufung auf 
                  »politische Erfordernisse« von der CIA aus der Hand genommen 
                  worden wäre. 
 Eine Wiederholung dieses 
                  Handlungsschemas, diesmal allerdings auf diplomatischem 
                  Niveau, kann derzeit zwischen der US-Regierung in Washington 
                  und der afghanischen Interimsregierung in Kabul beobachtet 
                  werden. Afghanistan und Myanmar stehen seit langem mit Abstand 
                  ganz oben auf der Liste der Hersteller von Opium und Heroin, 
                  weshalb sie auch schon seit Jahren an erster Stelle auf der 
                  schwarzen Liste der US-Regierung stehen, die alljährlich 
                  einschneidende wirtschaftliche Sanktionen gegen Drogenländer 
                  verhängt oder neu bestätigt. Trotz der durchgreifenden 
                  Maßnahmen der Taliban-Regierung, die letztes Jahr die 
                  Drogenproduktion in dem von ihr kontrollierten Teil 
                  Afghanistans fast vollkommen zum Erliegen gebracht hatte, 
                  waren die US-Sanktionen gegen Afghanistan unverändert bestehen 
                  geblieben. Die Kriegherren der Nordallianz waren in die von 
                  den Taliban geschaffene Bresche gesprungen, hatten auf ihrem 
                  Anbaugebiet die Produktion und den Export von Drogen nach 
                  Europa und in die USA sogar noch erheblich gesteigert.
 
 Mit einer weiteren massiven Zunahme der afghanischen 
                  Drogenproduktion wird dieses Jahr gerechnet: Die Nordallianz 
                  stellt den größten Teil der Regierung in Kabul, und im 
                  restlichen Afghanistan werden die lokalen Kriegsherren nicht 
                  länger von den Taliban an der Wiederaufnahme des Drogenanbaus 
                  gehindert. Ausgerechnet in dieser Situation hat sich nun die 
                  US-Regierung entschlossen, Afghanistan wegen dessen 
                  Drogenrolle nicht länger mit Sanktionen zu belegen. Ein 
                  Beamter des US-Außenministeriums erklärte am Montag dazu, daß 
                  die im Rahmen der Anti-Drogenpolitik bisher gegen Afghanistan 
                  verhängten Wirtschaftsanktionen aus »Gründen der nationalen 
                  Sicherheit« aufgehoben werden. Damit soll zwar die afghanische 
                  Übergangsregierung von Hamid Karsai gestärkt werden, aber noch 
                  mehr dürften die Drogen-Warlords in den Provinzen von dieser 
                  Maßnahme profitieren.
 
 Damit würde genau jene Gruppe 
                  gestärkt, von der nicht nur nach Ansicht des 
                  afghanischstämmigen US-Botschafters in Kabul, Zalmay 
                  Khalilzad, die größte Gefahr für die Sicherheit Afghanistans 
                  ausgeht. Khalilzad ist derzeit bemüht, die Bush-Regierung auf 
                  eine aktivere Politik gegen die afghanischen Kriegsherren mit 
                  ihren vielen schwerbewaffneten Kämpfern einzuschwören. Diese 
                  Absicht wird jedoch bereits durch das Vorgehen des Pentagons 
                  konterkariert. Statt wie vorgesehen gemeinsam mit den Briten 
                  den Aufbau einer einheitlichen afghanischen Armee zu 
                  forcieren, richtet sich zum Leidwesen Londons die ganze 
                  Aufmerksamkeit des Pentagon derzeit darauf, in Zusammenarbeit 
                  mit regionalen Warlords mobile, sogenannte 
                  »Anti-Al-Qaida-Einheiten« von jeweils 200 bis 400 Kämpfern zu 
                  schaffen.
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