Leseprobe
Andreas von
Bülow
Im Namen des Staates
CIA, BND und die kriminellen Machenschaften der Geheimdienste
[Hervorhebungen nicht im Originaltext]
In der Bundesrepublik gab es unter Führung
des Bundesnachrichtendienstes eine Einrichtung, die wie in allen anderen
NATO-Staaten auch als Stay-behind-Organisation bezeichnet wurde. Diese
militärisch und geheimdienstlich geschulten Kräfte sollten sich bei einem
Einmarsch der sowjetischen Armee überrollen lassen und aus und in dem
besetzten Land Nachrichten übermitteln, Sabotageaktionen durchführen,
Fluchtwege organisieren und die Rückeroberung vorbereiten helfen. Sie
unterstanden dem NATO-Oberkommando in Brüssel und übten national wie
international ihre Aufgaben fiir den Ernstfall. Verdeckte Lager an Waffen
und sonstigem Material sollten in Kriegszeiten das Überleben sichern. Auch
diese Organisation soll erst 1990 letztlich nach dem Ende des
Ost-West-Konfliktes und aus Anlaß der Diskussionen in Italien, Belgien und
Frankreich aufgelöst worden sein. ... Großmacht-Geheimdienst: Die Erkenntnis, daß ein weltweit auf allen Kontinenten in den strategisch, wirtschaftlich, politisch und technologisch wichtigen Ländern operierender Geheimdienst innenpolitisch aktivierbare Stör- und Hilfskräfte, und seien es die des rechts- wie linksradikalen Spektrums, nicht auf ein Land der Bundesrepublik Deutschland beschränkt sondern nach einheitlichem Muster vorzugehen pflegt, ist damals der hessisch wie deutsch begrenzten Sicht entzogen gewesen. Dabei geht es hier nicht so sehr um die paramilitärische Stay-behind-Organisation als vielmehr um die Stör- und Einflußkräfte in den für den Bürgerkrieg vorgesehenen Formationen, die zur Beeinflussung der innenpolitischen Entwicklung nicht nur Hessens beziehungsweise der gesamten Bundesrepublik in Stellung gebracht und paramilitärisch geschult werden sollten, sondern um ein gesamteuropäisches Programm. Schließlich gibt es in der CIA ebenso wie im State Department ein European Desk und darunter das German Desk, bei dem man davon ausgehen kann, daß Ansatz und Techniken des Vorgehens je Land so unterschiedlich nicht sein und nicht gewesen sein können. Die Vorfälle von 1952 zeigen daher nur einen Mosaikstein, der seine Entsprechung in allen Ländern Europas und mit Sicherheit auch allen wichtigen Staaten des Erdballs findet. Da in anderen Ländern des Bündnisses, nicht zuletzt in Italien und Frankreich, die Aktivitäten der CIA zur Beeinflussung der innenpolitischen Landschaft uneingeschränkt weiterliefen, kann und muß dies auch für die Bundesrepublik unterstellt werden. Die CIA wird auf die Geister, die sie seinerzeit rief, auch in der Folge letztlich nicht verzichtet haben. Im laufenden Skandal mit Schwerpunkt Hessen wurde eine die junge deutsche Demokratie beruhigende Frontbegradigung vorgenommen. Um die gleiche Zeit lief damals die sogenannte Naumann-Affäre, die einen ehemaligen Staatssekretär in Goebbels' Propagandaministerium betraf, der ein Netz von Tausenden von Nazis im Jahre 1953 befehligte und über erhebliche Geldmittel verfügte. Die Organisation war vom Bundesamt für Verfassungsschutz unter der Leitung Otto Johns aufgeklärt worden. Die Beteiligten wurden zwar verhaftet, dann jedoch namentlich nach ihrer Flucht aus der französischen und englischen in die amerikanische Besatzungszone freigelassen. Die gefundenen Papiere enthielten Pläne zur Unterwanderung von Parteien mit dem Ziel der Machtübernahme. [Zitate von S. 359 - 362, ohne Anmerkungen] * Es ist daher anzunehmen, daß die 90 Prozent aller in Deutschland verteilten und aus den USA und Kanada importierten Hetzmaterialien mit einiger Sicherheit nicht nur aus dem privaten Spendenaufkommen amerikanischer oder deutscher Neonazis finanziert werden. Möglicherweise gibt es auch eine Quelle, die darüber Auskunft geben kann, woher der Vorsitzende der rechtsradikalen Deutschen Volksunion (DVU) in der Nachkriegszeit in den Besitz von 500 Millionen D-Mark gelangen konnte, mit denen derzeit die Szene in den neuen Bundesländern zum Blühen gebracht wird. Es ist ja nicht ausgeschlossen, daß die frühe Freundschaft des Parteichefs mit Reinhard Gehlen und dessen CIA-gelenkter Organisation Hilfestellung bieten konnte. Erstaunlich, wie nicht nur im Falle Frey, sondern auch Le Pen in Frankreich unvergleichlich jeder demokratischen Partei überraschend Erbschaften und Vermögensmassen zur Verfügung stehen. Doch dies aufzuklären bleibt denen vorbehalten, die in der Lage sind, die Geldbewegungen auf Erden bis in die Details auszuforschen. Dazu ist kein europäisches Land allein in der Lage. [Zitat von S. 482, ohne Anmerkungen] * Schlußbetrachtungen ... Doch wenn man davon ausgehen kann, daß die in den kurdischen
Gebieten kämpfenden Gruppen samt und sonders von außen gestützt und
gesteuert werden, dann fragt sich, wer etwa die PKK in Deutschland dazu
anhält, harmlose Mitbürger anzugreifen, zu provozieren, ja zeitweilig
ganze Hauptschlagadern des Verkehrs wie Bundesautobahnen lahmzulegen,
angeblich um auf die kurdische Sache aufmerksam zu machen. Die PKK-Spitze
weiß mit Sicherheit, daß derartige Aktionen als grobe Verletzung des
Gastrechtes aufgefaßt werden, daß sie folglich der kurdischen Sache nur
schaden können. Folglich kann ein derart exhibitionistischer Mißbrauch des
Gastrechtes letztlich nur das Anheizen deutscher Ausländerfeindlichkeit
zum Ziel haben. Doch wem nutzt eine wachsende Ausländerfeindlichkeit,
entstehend aus PKK-Aktionen in Reaktion oder Provokation zu
rechtsradikalen, wiederum geheimdienstgesponserten Grauen Wölfen und den
rechtsradikalen Kräften in Europa und besonders in Deutschland? Gibt es
ein Interesse daran, das Ansehen Deutschlands in der Welt mit dem Bild des
häßlichen und beschränkten Deutschen bleibend zu verschweißen, die
Bundesrepublik als fremdenfeindliches, engstirniges, egozentrisches,
brutales, in sich gekehrtes, für Ausländer unattraktives Land erscheinen
zu lassen? *
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