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Hey,

ich freue mich zu Euch reden zu können.

Diese Hanfparade finde ich prima, und ich begrüße den ausgesprochen demokratischen Charakter dieser Veranstaltung.

 

Ich möchte mich vorstellen.

Ich heiße Wolfgang Conzelmann, ich bin Arzt in Berlin Wedding am Leopoldplatz.

 

Warum ich zu Euch rede?

Ihr alle habt schon Erfahrung mit diesem Staat gemacht.

Dies jedoch, was ich Euch mitteilen möchte, sprengt den Rahmen des Vorstellbaren.

 

Ich habe in den Jahren 1995, 1996 und 1997 sehr viele Drogenpatienten behandelt.

Dabei habe ich ein Konzept entwickelt, was an sich sehr einfach und logisch ist. Ich nenne dies „Akzeptierende Therapie“ Die Grundidee ist die, den Suchtmittelabhängigen anzunehmen und ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Viele dieser Abhängigen nehmen zusätzlich Riegelweise Tabletten.

Diese Tabletten erwerben sie illegal. z.B. am Bahnhof Zoo. Sie hatten bei mir die Möglichkeit diese Tabletten, sowie Codeinsaft legal zu bekommen, allerdings nur im Rahmen einer Therapie. Bei jedem Arztbesuch gab es ein ausführliches Gespräch über die Zeit zwischen den Kontakten. Die Probleme wurden besprochen und die Motivation zum Ausstieg gestärkt. Die Stimmung, die Entzugssituation und soziale Bezüge waren das Thema. Natürlich wurden auch Abszesse oder andere Krankheiten behandelt.

Immer mehr Drogenpatienten kamen in meine Praxis.

Auch die Drogenpolizei in Person des Kriminalhauptkommissars Paul tauchte bei mir auf.

Erst später erfuhr ich welch intrigantes Spiel dieser KHK Paul betrieb.

Aus den Ermittlungsakten ergab sich, dass dieser Drogenpolizist bereits am 22.8.97 die Absicht hatte meine Praxis zu durchsuchen.

Am 17 Dez. 1997 kamen dann die von ihm geschickten Kripobeamten.

Allerdings, man staune, sie kamen nicht wegen der Therapie von Drogenpatienten, sondern wegen angeblichem Abrechnungsbetrug, auch Chipkartenbetrug genannt. Die Begründung dieses Verdachtes stützte sich „sehr überzeugend“ auf Artikel in öffentlichen Zeitungen., die ganz allgemein zum Thema Chipkartenmissbrauch berichteten. Dies und die Anschuldigung des KHK Paul, in der Praxis politische Plakate gesehen zu haben, war offensichtlich ausreichend um einen richterlichen Durchsuchungsbefehl zu bekommen.

 

Nun machte man sich über die Praxis und später über die Patienten her. Man fand, als Zufallsbefund deklariert, zurückgebrachte Substitutionsrezepte und beschlagnahmte diese.

Den behaupteten Abrechnungsbetrug mit Chipkarten fand man allerdings nicht.

Die Patienten existierten alle real. Nun wurde geprüft, ob die ärztliche Leistung auch entsprechend der Gebührenordnung erbracht wurde.

Pech gehabt. Auch das bestätigten die Patienten. Schließlich besann man sich wieder der Drogenpatienten und versuchte diese zu manipulieren. Auch die Gebührenordnung wurde manipuliert.

Als Beispiel nenne ich die Ziffer 21. Dort heißt es, ich zitiere: Sofortige ärztliche Intervention bei akuter psychischer Dekompensation (z. B. Suizidversuch). Hier wurde der Beispielcharakter dieser Legende ignoriert. Man fragte die Drogenpatienten, ob sie Selbstmord vorgehabt hätten. Kein Selbstmord, also Abrechnungsbetrug. Daß der Zustand des Vollrausches eine akute psychische Dekompensation darstellt, wurde geflissentlich übersehen, usw. usw.

Irgendwie schnallte die Staatsanwaltschaft jedoch, dass sie hier nur Schrott verzapfte und bot Einstellung gegen die Zahlung von 3000 DM an. Dies habe ich abgelehnt. Ich bin kein Betrüger.

Daraufhin erhob die Staatsanwaltschaft Anklage. Nicht nur wegen Betrugs, sondern auch wegen Körperverletzung.

Warum Körperverletzung? Der Grund, nicht zu fassen, sind Rezepte mit Substitutionsmitteln, auf denen die Behandlung beruhte. Die Behandlung nennen sie Aufrechterhaltung einer Sucht.

Die Wahrheit jedoch ist die,

 

Ich habe,

Erstens, enorm viel Zeit investiert in die Gespräche mit Suchtkranken. Eine Behandlungszeit, die von den Kassen nicht bezahlt wird, weil ärztliche Leistung reduziert ist auf eine Budgetierung von zur Zeit 600 Punkten im Quartal. An einem Patienten verdient man also ca. 60 DM in drei Monaten, oder anders ausgedrückt, 90 % meiner ärztlichen Leistungen waren, insbesondere bei Drogenpatienten, unbezahlt.

 

Hier von Abrechnungsbetrug zu reden, zeigt Schamlosigkeit, Maßlosigkeit und Ignoranz.

 

Zweitens: ich hatte Erfolg.

Genauso unverschämt ist es, meine Arbeit mit Drogenpatienten zu kriminalisieren, denn im Gegensatz zur Drogenpolizei, die in ihrer Arbeit nur versagt, habe und hatte ich Erfolg, auf den ich stolz bin.

 

Dieser Staat jedoch hat kein Interesse an der Selbstbestimmung und Mündigkeit seiner Bürger. Weshalb wurde im Jahre 1998 das Betäubungsmittelrecht wieder verschärft? Weshalb werden Ärzte bevormundet. Die Therapiefreiheit ist nicht mehr gegeben. Methadon wird zum Non Plus Ultra erklärt. Eine differenzierte Therapie (z.B. mit Codein) ist so nicht mehr möglich. Damit ist auch das Scheitern von Methadon vorprogrammiert und gewollt.

Die Zahl der Drogentoten ist logischerweise seit 1998 wieder gestiegen. Es scheint so, als ob der Staat ein Interesse hat an einem illegalen Drogenmarkt. Warum ist kein einziger Großdealer im Knast? Warum verfolgt die Justiz Ärzte die Drogenpatienten helfen von ihrer Sucht wegzukommen? Gibt es etwas kriminelleres als eine Justiz die Menschen wegen ihrer Arbeit verfolgt?

 

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